Blog 4: Fahrerporträts mit Gefühl – Zwischen Fokus, Erschöpfung und echtem Charakter
- Maikel Fuhrmann

- Jul 7
- 3 min read
Updated: Aug 31
Ein gutes Fahrerporträt muss nicht gestellt sein. Es muss etwas zeigen. Ein echtes Gefühl, einen unbewussten Moment, ein stilles Detail oder einen ausbrechenden Impuls, Hauptsache, es ist ehrlich. Genau das versuche ich einzufangen, wenn ich mit der Kamera durch die Boxen oder ins Parc Fermé laufe.
Vor oder nach dem Rennen? Die Magie liegt in beidem.
Ich liebe es, Porträts vor dem Rennen zu machen. Wenn Fahrer kurz vor dem Einsteigen sind, ist ihr Blick oft wie eingefroren - fokussiert, voll Anspannung, bereit. Das ist kein Lächeln fürs Foto, das ist Konzentration. Nach dem Rennen ist alles anders: Schweiß, Atmung, Körpersprache. Man sieht, wie viel dieser Mensch gerade geleistet hat. Und wie viel Emotion noch im System steckt.
Die einen jubeln. Die anderen beißen sich auf die Lippe. Für mich sind beide Versionen gleich spannend.
Lieblingsmomente: Silhouetten, Sonnenlicht und Jeff Ricca
Eines meiner Lieblingsporträts habe ich von Matthias Ekström beim Race of Champions 2023 gemacht. Er lief direkt auf mich zu, während hinter ihm die Sonne im Dämmerlicht unterging, das Licht formte eine Silhouette, die alles sagte, ohne sein Gesicht zu zeigen.
Auch mit Jeff Ricca habe ich viele besondere Momente eingefangen, ob mit Helm oder ohne. Und dann gibt’s diese witzigen Zwischenszenen, z. B. mit Christian Dannesberger, wo ein Stretching-Moment zum Lacher wird. Diese Bilder lockern, machen Stimmung – und sind ehrlich.
Technik? Zweitrangig. Timing? Entscheidend.
Ich arbeite bei Porträts meistens mit meiner Sony A7R IV, nicht, weil sie die perfekte Porträtkamera ist, sondern weil sie meine Hauptkamera ist. Ich bin damit schneller, finde Bilder leichter und kann Content direkt für Social Media bearbeiten, ohne lange zu suchen.
Die Entscheidung, ob ich von unten, von Augenhöhe oder aus der Bewegung fotografiere, treffe ich situativ. Es gibt keine Blaupause für echte Momente, man muss sie fühlen.
Wenn es aber um Saisonporträts geht, also die geplanten Fahrerbilder für Teamauftritte oder Partner, dann arbeite ich konzeptioneller. Hier zählt Lichtsetzung, Klarheit, Wiedererkennung. Da darf es dann auch mal kontrolliert wirken.

Bleib im Hintergrund – aber schaffe Präsenz
Obwohl ich als Person oft sehr präsent bin, versuche ich beim Fotografieren genau das Gegenteil: Unsichtbar sein. Ich möchte, dass die Menschen mich vergessen. Nur so kann ich Emotionen einfangen, die nicht für die Kamera gemacht sind, sondern für den Moment.
Was ich dabei immer vermeide? Gegen die Sonne zu fotografieren, wenn das Licht Gesichter verdeckt oder blendet. Oder Fahrer zu aktivieren („Schau mal in die Kamera!“), wenn sie gerade fokussiert sind. Das wirkt künstlich, reißt sie aus dem Flow und bringt niemandem etwas.
Stattdessen versuche ich, mit der Sonne zu fotografieren. Wenn das Licht seitlich auf Helm oder Gesicht fällt, entsteht Tiefe, Form und Wärme. Genau das kann aus einem simplen Bild ein echtes Porträt machen.
Fazit: Mehr als nur Helm und Overall
Ein gutes Fahrerporträt zeigt nicht nur, wer da steht ,sondern wie sich der Moment anfühlt. Es muss gar nicht scharf oder perfekt belichtet sein. Es muss eine Geschichte erzählen.
Ob Jubel, Verzweiflung, Konzentration oder Gelassenheit – das Gesicht eines Fahrers ist immer auch ein Spiegel des Rennens. Und mein Ziel ist es, diesen Spiegel so einzufangen, dass er für Zuschauer, Team, Fans oder Sponsoren greifbar wird.
Die besten Bilder passieren oft nebenbei. Zwischen Einsteigen und Durchatmen. Zwischen Boxenfunk und Augenblick.

Maikel Fuhrmann www.fuhrmannfs.com
Instagram: @fuhrmannfs
Nächste Woche: Wie aus 1000 Fotos ein Highlight-Set wird – mein Workflow zwischen Rennen, Lightroom und Instagram.










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